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15.05.2005

2005 Japanische Gäste in Chemnitz

(von Daisy Nestler)

15.05.-22.05.2005, Hachioji in Chemnitz

Alte Bekannte kommen nach Chemnitz. Wir freuen uns riesig, ein wenig von unseren Besuchen in Hachioji zurückgeben zu können. Viele Monate hatten wir alles organisiert – es ist nicht einfach Sponsoren zu finden. Aber letztlich sind wir gut vorbereitet.

Sonntag, 15.05.2005: Einige von uns fuhren mit dem gesponserten Bus der Firma Voit-Reisen (Danke!) zum Empfang auf den Dresdner Flughafen – Ankunft 18.40 Uhr. Mit einer Rose und den noch vorhandenen Japanischkenntnissen gelang uns ein froher Empfang. Dann ging es auf Schloss Albrechtsberg – mit dem herrlichen Blick auf die Elbe und die Altstadt. Der Winzer, Herr Dr. Müller, hatte bereits einen Imbiss gerichtet und schenkte seinen eigenen Weißwein aus – ich denke, es war ein gelungener erster Abend.

Montag, 16.05.2005: Wir hatten ein umfangreiches Kultur- und Kennenlernprogramm zusammengestellt nebst der notwendigen Proben für das gemeinsame Konzert. Jeder einzelne Tag wurde genau durchgeplant und so war heute ein umfangreiches Dresden-Programm vorgesehen: Zwinger, Semperoper, Frauenkirche – das ist auch in Japan bekannt. Aber nun in Live ist es noch mal etwas ganz Besonderes. Eine Stadtrundfahrt brachte den Überblick: Großer Garten, Hygienemuseum, VWs Gläserne Fabrik, Blaues Wunder, die 3 Schlösser an der Elbe und ein herrliches Panorama am Fuße der Elbe. Hier gab es nur noch eines: Aussteigen und zahlreiche Gruppenfotos machen. Das Mittagessen wartete auf uns im „Italienischen Dörfchen“ und in der Semper-Oper durften die japanischen Gäste vor der Bühne japanische Lieder singen. Einfach einzigartig. Als beim Rundgang über den Schlossplatz ein Blechbläserquartett aus St. Petersburg japanische Volkslieder und die japanische Hymne spielt, sind die Gäste arg gerührt. Das Programm war proppevoll gefüllt. Abends ging es noch in die Brauerei nach Einsiedel mit Führung und Verkostung.

Dienstag, 17.05.2005: Nach dem Empfang und der Führung im Rathaus durch Türmer Stefan Weber in seiner Tracht ging es nun diesmal in die Umgebung von Chemnitz: Essen in der „Teichmühle“ in Bräunsdorf, Besuch der Töpferei Tauscher in Waldenburg, der ältesten in Europa, Besuch der Rochsburg, Führung durch die Basilika in Wechselburg mit Teilnahme an der Vesper bei den Mönchen der Benediktiner. Es war ein liebevoll dargereichter Eindruck unserer Kultur hier vor Ort, was die Japaner freudig aufnahmen.

Mittwoch, 18.05.2005: Heute stand das August-Horch-Museum in Zwickau an, denn ein wenig sächsische Ingenieurkultur soll auch vermittelt werden. Für Musikbegeistere ist es ein Muss, dem Robert-Schumann-Haus einen Besuch abzustatten und den „Geruch“ der Musikerfamilie einzuatmen. Nach dem Mittagessen in St. Egidien wartete das Daetz-Zentrun in Lichtenstein auf uns. Herr Daetz persönlich berichtete über die Ausstellung der Holzbildhauerkunst aus 5 Kontinenten, die er zum großen Teil selbst zusammengetragen hatte. Nun aber wurde es Zeit für die erste große Gesamtprobe auf der Bühne des großen Saals in der Stadthalle.

Donnerstag, 19.05.2005: Am frühen Morgen fuhr der Bus nach Pirna, dann ging es mit dem Dampfer auf der Elbe Richtung Königstein mit Führung und Mittagessen – auch der Rundgang und die Führung durch die Schlossanlagen von Pillnitz durften nicht fehlen. In der Schillergaststätte gab es dann bei einigen Bier und Schweinshaxe – das Foto von solch einem riesigen Essen war wohl das Wichtigste für Japaner, weil derart kurios.

Freitag, 20.05.2005: Man nimmt es gar nicht so wahr, aber die Japaner waren von den gelben Rapsfeldern stark beeindruckt auf unserer Fahrt durchs Erzgebirge. Dieser Tag diente der Vorstellung unseres Mittelgebirges mit seinem ganz eigenen Charakter und der eigenen Kultur. Ausgehend vom Planetarium in Drehbach (Planetenweg) gings zur Geyerischen Binge  (Führung in Bergmannstracht) und dem Huthaus zum Mittagessen. Wir lernten Geyerische Originale der sogenannten Flaschenpyramide kennen und die Schnitz- und Drechselkunst nebst „Weihnachtsberge“ in Jahnsbach. Im Schnitzerhäusl war alles, was die Schnitzkunst hergibt zu erkunden: vom Raachermannl bis zum Nussknacker. Abendbrot gab es im Schloss Klaffenbach. Von den Japanern war an diesem Tag nur interessiertes Staunen zu vernehmen, Blitzlichtgewitter und Einkaufsfreude für Mitbringsel für die Daheimgebliebenen. Erstaunlich, dass dann die gemeinsame Probe auch noch hoch konzentriert und in bester Qualität absolviert wurde!

Samstag, 21.05.2005: Ein tolles Konzert stand bevor – die (An)Spannung stieg. Nochmals eine umfangreiche Generalprobe, denn auf dem Programm stand das Orgelkonzert von Rheinberger mit Matthias Eisenberg, die Cäcilienmesse von Gounod mit dem japanischen Chor, verstärkt durch die Singakademie Chemnitz und den Universitätschor Chemnitz. Vor dem Konzert sollte es dazu noch ein kleines Chorkonzert durch die japanischen Chormitglieder mit eigenem Programm deutscher und japanischer Volkslieder geben. Es war ein unvergesslicher Eindruck – volle Bühne, volles Haus und die Stimm- und Stimmungsgewalt durch die Musik und die Musikanten. Froh gestimmt, fanden sich alle Mitwirkenden nach dem Konzert im Gemeindesaal von St. Nepomuk zu einem festlichen Abschieds-Abendessen ein. Der Raum wurde fantastisch vorbereitet – das Büfett war es ebenso. Zur Unterhaltung spielte die Tangerine-Swing-Band, und eine Schlangentänzerin mit ihrem afrikanischen „Trommel-Begleiter“ toppte den Abend. Mutige durften die Schlangen streicheln und umlegen. Und Japaner sind mutig. Volle Begeisterung für diesen Kulturbeitrag. Viele Worte des Dankes und der Bewahrung ihrer Erinnerungen durchdrangen die letzten Stunden des Beisammenseins. Folgerichtig sangen wir alle gemeinsam das „Heidenröslein“ und lehnten uns an die Textsicherheit der Japaner an. Wir sind dankbar, dass wir erleben durften, wie die Musik Länder und verschiedene Kulturen verbindet und dies eine gemeinsame, beglückende Sprache ist.