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12.06.2001

2001 Japanische Gäste in Chemnitz

(von Daisy Nestler)

Etwas Besonderes sollte die Festwoche zum 40-jährigen Jubiläums des Orchesters werden. Genau richtig, um unsere japanischen Freunde einzuladen. Eine ganze Woche vorbereiten und organisieren – keine einfache Aufgabe. Alle Mitglieder wurden einbezogen, sei es bei der Betreuung der japanischen Gäste über die Woche, die Vorbereitung von Canapees, der Suche nach Sponsoren uvam.

Am 12. 06.2001 war es dann soweit – wir erwarteten die Gäste auf dem Dresdner Flughafen und mit dem Bus ging es zu den Brühlschen Terrassen zum Sektempfang - natürlich bei toller romanischer Barockkulisse – mehr als beeindruckend für unsere japanischen Gäste. Einige japanische Vokabeln kamen uns wieder in Erinnerung. Heute ist „Campai“ die wichtigste. In Englisch erklären wir dann ein bisschen die Dresdner Historie. Die Stimmung wird gelöster. Ich freue mich.

Am 13. Juni 2001 bekommen unsere Gäste einen schönen Ein-Über-Rund-Blick ins „Erzgebirgsche“. Da ist natürlich unser Gelenauer Hornist Wolfgang Friebe gefragt, der den Ausflug in erheiternder Weise zusammengestellt hat. Für die Japaner gibt es Infos in Japanisch – wir üben uns derweil im Verstehen des Erzgebirgschen Dialektes. Von zahlreichen tollen Stationen berichtet unsere Chronik. Keine Zeit für Jatlag oder Müdesein – abends beginnt die 1. Probe und das pünktlich – eben deutsch.

Am 14.6.2001, vormittags, sollen unsere japanischen Freunde ein wenig von Chemnitz kennenlernen: eine Busfahrt zu den interessantesten Orten, eine Führung mit dem Türmer, der Empfang beim Kulturbürgermeister. Dann gehts nach dem Mittag aber fix zur Probe in die Markuskirche, denn für den Abend planten wir einen deutsch-japanischen Konzertabend - ein bunter Abend mit deutsch-japanischem Programm. Die Gäste musizierten mit uns gemeinsam, sei es im Orchester oder im Chor. Zu uns stößt der japansche Chor „Nagomi“ aus Berlin – eine sinnvolle Verstärkung. Interessant auch für uns waren die beiden Solisten M. Oshima (Koto) und T. Clark (Shkuhachi).

Für etwas Erholung sorgte die Fahrt nach Meissen am 15.06.2001 (Porzellanmanufaktur und die Wiege Sachsens: Stadtrundgang und Aufstieg zur Albrechtsburg und dem Dom mit kurzem Orgelkonzert) und Freiberg (Dom-Besuch, Historie Silberbergbau). Das Abendbrot hatten die Mitglieder inzwischen in Form von einem selbst gemachten Büfett bereitgestellt, anschließend gab es eine laaaaange Probe in Vorbereitung für das Abschlusskonzert.  Immer begleitete uns die Frage, ob unsere Planungen das Vergnügen unserer japanischen Gäste treffen wird, da wir ja vor allem die Wolkenkratzer-Kulisse Tokios kennengelernt hatten. Nein, es ging nicht um das Mithalten-Können, sondern um das Kennenlernen des jeweils anderen, sei es Umgebung, Mentalität oder das ganz normale Leben. Jedenfalls waren unsere japanischen Gäste voll der Begeisterung und des Lobes.

Den Abschluss bildete das Festkonzert am 16.06.2001 im Kleinen Saal der Stadthalle. Dort nahmen unsere japanischen Instrumentalisten und der japanische Chor aus Hachioji teil – da wurde es langsam Zeit, sich zu überlegen, ob der Kleine Saal noch die geeignete Aufführungsstätte ist. Volles Haus – der Brandschutz verhindert, dass noch mehr Besucher einströmen. Eine unvergessliche Erinnerung an dieses Konzert wird die innere Chronik begleiten. Wir hatten uns selbst das allerschönste Jubiläumsgeschenk bereitet.  Am Abend fand ein geselliges Beisammensein mit Bankett und Unterhaltung im Ratskeller Chemnitz statt. Deutsche Volkslieder sind für Japaner kein Problem – wir versuchen, textunsicher nach der 2. Strophe mit zu halten.

Innehalten – Überdenken der letzten 10 Jahre – Zukunftspläne... In der Chronik wird stehen: „Ein herzliches DANKE an den Vorstand!“ Wir haben eifrig, mit viel Motivation und großer Bereitschaft den Überlebenskampf in der freien Marktwirtschaft bestanden. Der Weg war steinig und steil, aber wir haben den Gipfel erklommen … da rollt auch eine Träne der Freude… Am nächsten Tag bringen wir unsere japanischen Gäste nach Dresden zum Flughafen – etwas „un-japanisch“ erfolgt der Abschied – Umarmungen sind nicht nur inzwischen üblich, sondern auch Ausdruck von Herzlichkeit und Dankbarkeit.

Tachikawa-mama schreibt mir einen liebevollen Dankesbrief – leise klingt bereits die nächste Einladung an…